Kampfsportarten: Welcher Kampfsport passt zu euch?
So findet ihr eure Disziplin!
Weit über 100 verschiedene Kampfsportarten werden allein in Deutschland angeboten, weltweit sollen es gar über 3.000 sein – das reicht von bekannten wie Boxen bis hin zu wenig populären wie Baguazhang. Wie sollt ihr da die richtige für euch und eure Ziele finden?! Dafür habt ihr mich – ich gebe euch einen Überblick über die verschiedenen Disziplinen und helfe euch, euren Kampfsport zu finden!
Entstehung von Kampfsport
Aber von vorne: Wie sind die ganzen Kampfsportarten eigentlich entstanden?! Nun, vermutlich gehört ihr auch zu denjenigen, die annehmen, der Kampfsport stamme aus Asien, richtig?! Kein Wunder, denn kriegerische Auseinandersetzungen in Europa sind seit jeher eher waffen-/und militärgeprägt. Die Wiege des Kampfsports soll aber ganz woanders liegen – nämlich in Ägypten! Archäologen haben Beweise gefunden, dass ägyptische Krieger schon vor über 6.000 Jahren Techniken nutzten, die dem heutigen Boxen und Ringen ähnelten. Der Theorie nach sollen diese Techniken über Kreta nach Griechenland und von dort in die restliche westliche Welt getragen worden sein. Denkt nur mal an die Gladiatorenkämpfe damals!
Die älteste nachverfolgbare Kampfsportart Europas ist die sogenannte Pankration, die bis ins 7. Jahrhundert v. Chr. erfasst werden kann. Auch sie ist eine Mischung aus Boxen und Ringen und ähnelt stark dem heutigen MMA. Um 648 v. Chr. wurde sie zur olympischen Disziplin. Leider gibt es keine weiteren genauen Aufzeichnungen, es wird aber angenommen, dass die Kampfsportarten sich mit der Zeit durch den aufblühenden Handel über Indien nach China und Japan ausgebreitet haben. Hier haben sich letztlich die meisten der heute noch bestehenden Kampfsportarten entwickelt, beispielsweise stammen Jiu-Jitsu, Judo, Kendo und Sumo aus Japan, Karate, Kung Fu und Kempo aus China. Aber auch der Rest der Welt brachte eigene Stilrichtungen hervor, so stammt Arnis von den Philippinen, Capoeira aus Brasilien, Kickboxen aus den USA oder Ju-Jutsu aus Deutschland.
Warum ist eigentlich klar, wenn ihr mal drüber nachdenkt: Seit jeher gibt es den Wunsch des Menschen, sich gegen andere Menschen (Krieg, Angriff, Überfall, Kräftemessen, …) verteidigen zu können – Kampfsportist also in jeder Kultur verankert, mal mit, mal ohne Waffen. Abhängig von den jeweiligen zeitlichen kulturellen oder philosophischen Umweltfaktoren entstanden unzählige Kampfsportarten. Ein Beispiel: In Asien war das Tragen von Waffen viele Jahre strikt untersagt. Gemeinsam mit dem starken Einfluss philosophischer Strömungen – Buddhismus, Taoismus, Konfuzianismus – entstanden viele interessante, waffenlose Kampfsportarten, bei denen der Mensch und seine Beziehung zur Umwelt im Mittelpunkt stand. Plötzlich spielten über die sportlichen Seiten hinweg auch pädagogische, medizinische, moralische und philosophische Aspekte eine Rolle – bis heute.
Wenn wir konkret auf Deutschland schauen, so sind die verschiedenen Kampfsportarten hier vor allem ab den 1950er Jahren dank emigrierter Asiaten angekommen. Zudem wurden Mitte des 20. Jahrhunderts immer mehr Kampfsportarten olympische Disziplin und erregten so mehr Öffentlichkeit.
Selbstverteidigung, Kampfkunst & Co.: Unterteilung von Kampfsportarten
Je nachdem, wen ihr fragt, werdet ihr verschiedene Einteilungen der einzelnen Kampfsportarten finden. Entweder teilt man sie in Kampfsport oder Kampfkunst oder – so wie ich – in die folgenden vier:
Kampfsport:
Kampfsport konzentriert sich großteils auf Wettkämpfe, die durch ein klares Regelwerk festgelegt sind. Ziel der Disziplinen ist es, besser als der Gegner zu sein/zu siegen, in der Regel im Zweikampf. Über den Ausgang entscheidet ein Dritter, meist der Kampfrichter. Es kann geschlagen, getreten und geworfen werden, ganz nach Stilrichtung. Die populärsten Kampfsportarten gehören in diese Gruppierung, Beispiele sind Boxen, Judo, Karate, Ringen, MMA oder Taekwondo.Übrigens: Wettkampfsport lässt sich wiederum in 4 Disziplinen aufteilen: Freie Musikform (quasi getanzter Kampfsport/frei gestaltete Kampfchoreografie, bei dem/der zwischen „harten“ und „weichen“ Techniken mit und ohne Waffen unterschieden wird), Semikontakt-Kampf (nach jedem Treffer wird der Kampf unterbrochen, bevor es weitergeht; es darf nicht mit voller Wucht geschlagen/getreten werden, es geht vielmehr um Kontrolle, Schnelligkeit und Präzision), Leichtkontakt-Kampf (basiert mehr auf Technik als auf Kraft, die Treffer dürfen nicht mit voller Wucht ausgeführt werden; ein K. O. ist nicht möglich, es zählen nur die Punkte; Ziel ist ein Vergleich der Technik zweier Kämpfer) und Vollkontakt-Kampf (die Techniken werden mit voller Stärke ausgeführt, es wird häufig ein K. O. angestrebt).
Kampfkunst:
Kampfkünste basieren auf Selbstverteidigung und dem Verhalten in echten Gefahrensituationen ohne Regeln, Kämpfe enden mit Aufgabe/K. O. oder Flucht. Jede Kampfkunst baut also auf Techniken auf, die das Ziel haben, den Gegner zu besiegen – teilweise auch mit Waffen -, beinhaltet darüberhinaus aber auch andere Aspekte wie Konflikte im Vorhinein entschärfen und vermeiden, Selbstdisziplin, oder Beweglichkeit, Kraft und Geschwindigkeit steigern. Kampfsportarten dieser Gruppe kommen vor allem aus dem asiatischen Raum und sind nicht selten ganze Systeme der Lebensgestaltung mit religiösem oder politischem Background. Das geht so weit, dass die Kampftechniken selbst mitunter vollkommen in den Hintergrund treten und nur als der bekannte „Weg zum Ziel“ dienen. In der Regel finden unter den Kampfkünsten keine Wettbewerbe oder Zweikämpfe statt, wenn gibt es sogenannte Formkämpfe: Hier werden einstudierte Bewegungsabläufe vorgeführt und von Schiedsrichtern bewertet. Das kann alleine oder in Gruppen, zu zweit, synchron oder unsynchron geschehen – Hauptsache, die Choreografie steht im Mittelpunkt und nicht der Wettkampf an sich.
Da Kampfsportarten dieser Gruppe ein sehr hohes Maß an Koordination, Technik und Konzentration erfordern, lernt man sie nur äußerst langsam. Beispiele sind Tai Chi, Aikido oder Kung Fu.
Selbstverteidigung:
Wie der Name schon sagt geht es bei diesen Kampfsportarten nur darum, sich in Gefahrensituationen selbst zu verteidigen. Weil es hier weniger auf ästhetische Aspekte, Taktiken oder Choreografie ankommt, machen Trainierende hier die schnellsten Fortschritte. Besonders in den letzten Jahren haben sich Disziplinen wie Krav Maga oder Jiu Jitsu großer Beliebtheit erfreut. Offizielle Wettkämpfe in diesem Gebiet gibt es nicht.
Waffensport:
Hierzu zählen alle Kampfsportarten, bei denen Waffen genutzt werden. Meist handelt es sich um Handwaffen wie Schwerter, die im direkten Zweikampf eingesetzt werden. Schnelligkeit und Taktik spielen eine wichtige Rolle zur Ausübung. Da spezielle Kleidung und Waffen angeschafft werden müssen, sind Disziplinen des Waffensports in der Regel deutlich teurer als vergleichbare Kampfsportarten. Beispiele hierfür sind das in Deutschland bekannte Fechten oder Kendo.
Wie ihr seht sind die Grenzen zwischen Kampfsport und Kampfkunst, Selbstverteidigung und Waffensport fließend und nicht immer klar zu ziehen. Gemeinsam haben aber alle Kampfsportarten eins: Sie erfordern ein hohes Maß an Selbstdisziplin und -kontrolle und haben immer eine geistige Komponente, die aber je nach Stil kaum ausgeprägt ist.
Welche Kampfsportarten gibt es?
Wie schon gesagt, gibt es unzählige verschiedene Kampfsportarten, die alle ihre eigenen Regeln und Grundtechniken haben, sich in ihrer Verletzungsgefahr und Anforderung an Körper und Geist unterscheiden und verschiedene Fitness-Aspekte und Muskeln ansprechen. In Deutschland ist Kampfsport ein Sammelbegriff für die verschiedensten Kampfstile. Weil eine Übersicht aller Kampfsportarten den Rahmen echt sprengen würde, habe ich euch hier einmal eine kleine Liste über die in Deutschland beliebtesten und populärsten Disziplinen zusammengestellt:
Hinweis: Die Videos zeigen mal typische Zweikämpfe in Wettbewerbsform, mal auch typische Trainingsstunden am Sandsack oder mit alternativen Fitnessübungen wie Liegestütz und Co., die zu bei der jeweiligen Kampfsportart unbedingt dazugehören!
Aikido: Die japanische Kampfkunst stammt aus der Tradition der Samurai und steht für die Schulung des Geistes, Selbstdisziplin und respektvolles, moralisches Handeln – der Gegner darf nicht getötet oder verletzt werden, auch geistig nicht. Das Ziel von Aikido ist es, dem Gegner keinen Widerstand entgegenzusetzen, sondern ihn dazu zu bringen, von selbst den Kampf aufzugeben. Gewalt ohne Gegengewalt begegnen quasi – zum Beispiel durch Ausweichmanöver. Das Ideal wäre es, den Konflikt schon vorher im Keim zu ersticken. Aikido schult stark die inneren Fähigkeiten und soll dazu beitragen, die innere Ruhe (wieder) zu finden, mehr Selbstvertrauen zu gewinnen und mit schwierigen Alltagssituationen friedlicher umzugehen.
Boxen: Dieser Kampfsport ist einer der hierzulande bekanntesten. In der klassischen Form finden Zweikämpfe im Boxring statt, die durch ein genaues Regelwerk definiert werden, beispielsweise sind nur Schläge oberhalb der Gürtellinie erlaubt. Außerdem dürfen nur Schläge mit geschlossener Faust erfolgen, weshalb diese Sportart insbesondere die Rücken- und Armmuskulatur in Form bringt. Boxen wird mit gepolsterten Handschuhen ausgeführt. Im Training erfolgt viel Arbeit am Sandsack, um die nötige Kondition und Schlagfertigkeit zu erlernen. Mittlerweile gibt es in vielen Gyms auch das sogenannte Fitnessboxen, bei dem zwar die Schlagkombinationen und Bewegungen des Boxkampfes trainiert werden, jedoch kein Sparring stattfindet. Fitnessboxen ist daher auch für diejenigen interessant, die den Körperkontakt scheuen, aber von den sportlichen Aspekten profitieren wollen (Boxen verbrennt je nach Größe und Gewicht 500-800 Kalorien pro Stunde!).
Brazilian Jiu Jitsu: Dieser Kampfsport hat sich aus dem Judo entwickelt und findet hauptsächlich als Bodenkampf statt, jedoch werden auch Wurftechniken aus dem Stand trainiert. Tritte und Schläge sind verboten, Hebeltechniken sind das A und O. Brazilian Jiu Jitsu ist nichts für zartbesaitete Gemüter: Würgetechniken bis zur Bewusstlosigkeit sind in Kämpfen nicht selten. Dementsprechend hoch ist auch das Verletzungsrisiko, beispielsweise kommt es oft zu verdrehten Fußgelenken, überdehnten Bändern und ähnlichem. Stichwort: Vollkontakt. Brazilian Jiu Jitsu wurde von zwei Brüdern entwickelt, von denen einer ziemlich klein und schmächtig war – dennoch konnte er mit dieser Kampfsportart schnell Erfolge verzeichnen. Für Anfänger und körperlich weniger Starke also perfekt geeignet!
Budo: Budo ist weniger eine konkrete Stilrichtung, sondern vielmehr ein zusammenfassender Oberbegriff für sämtliche japanischen Kampfkünste. Neben den körperlichen Komponenten geht es hier insbesondere auch um die inneren Lehren. Aikido, Judo und Karate sind Beispiele für Budo. Die Kämpfe selbst finden ohne Waffen statt: Budo entstand in den Zeiten, in denen die Samurai nicht mehr um ihr Leben kämpfen mussten und sich auf die inneren Werte konzentrierten, um sich selbst zu schulen. Übersetzt bedeutet Budo soviel wie „Weg des Kampfes“ – Weg steht hier für den Lernprozess, die persönliche Weiterentwicklung und Schulung des Charakters.
Capoeira: Diese Kampfsportart ist sehr akrobatisch und ästhetisch und kommt völlig ohne Körperkontakt aus. Stattdessen stehen im Mittelpunkt Lebensfreude und ständige Bewegung des Kämpfers. Die Bewegungen sind sehr anspruchsvoll und erfordern ein hohes Maß an Fitness. Teilweise wird sogar auf den Händen getanzt. Capoeira entstand in Brasilien durch die dorthin verschleppten Sklaven, die ihre Kampfkünste in einer Art Tanz tarnen mussten. Es gibt daher auch kein festes Regelwerk, Grundsätze werden seit Generationen nur mündlich weitergegeben. Aus diesem Grund unterscheidet sich Capoeira auch von Schule zu Schule. Im Grunde gibt es nur eine gemeinsame Regel: Alle Teilnehmer bilden einen Kreis, den sogenannten Roda. Einige Kämpfer haben sogar Instrumente dabei und geben brasilianische Rhythmen vor, zu denen alle mitklatschen und singen. Zwei Kämpfer lösen sich jeweils aus dem Kreis und „kämpfen“ – wobei der „Kampf“ mehr ein körperlicher Dialog, ein Tanz, ist. Übungen wie Radschlag oder Kopfstand sind hier völlig normal, Körperbeherrschung, Akrobatik und Rhythmusgefühl sollten also vorhanden sein, wenn ihr mit Capoeira liebäugelt.
Eskrima/Escrima: Eine philippinische Kampfkunst, die Stockkampf, Klingenkampf (mit Schwert, Doppelschwert, Schwert und Schild, Speer, Messern) und waffenlosen Kampf kombiniert. Eskrima wird in vielen Kampfsportschulen auch unter dem Namen Arni angeboten. Die Kampfkunst klingt durch die teilweise genutzten Waffen viel brutaler, als sie ist. Es geht zwar um die verschiedenen Aspekte des Waffenkampfes wie Verteidigung gegen Angriffe mit und ohne Waffen, Entwaffnungstechniken und die (waffenlose) Umsetzung von Kampfprinzipien. Allerdings steckt viel mehr dahinter: Letztlich soll der Kämpfer die Angst vor einem bewaffneten Gegner verlieren. Durch die Sicherheit im Umgang mit Waffen lernt der Trainierende, auch Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs wie Regenschirme, Kugelschreiber oder Lineale effektiv als Waffe einzusetzen. Auch wenn der Angreifer eine „richtige“ Waffe besitzt – der Schüler muss keine Angst davor haben, denn es geht im Endeffekt nicht um die Kraft der Waffe, sondern darum, wie geschickt man mit ihr umgeht. Und genau das lehrt euch Eskrima!
Fechten: Eine der relativ wenigen europäischen Kampfsportarten, die garantiert jeder von euch kennt. Das Fechten entstammt dem Duell, bei dem die Antretenden die Ehre wiederherstellen oder verteidigen wollten. Historisch gesehen ist das Fechten eine Verfeinerung des Schwert- und Säbelkampfs, heute wird mit einem Degen, leichtem Säbel oder Florett gefochten. Bis heute ist die offizielle Sprache dieses Kampfsports Französisch. Für die Ausführung benötigt ihr bestimmte Schutzkleidung, zum Beispiel einen Brustschutz, eine Fechtmaske oder eine Unterziehweste – Fechten ist damit nicht gerade günstig. Neben strategischen Fähigkeiten fordert der Sport vor allem Schnelligkeit und Reaktionsvermögen. Der Anspruch an die körperliche Fitness ist höher, als ihr vielleicht zunächst vermutet, denn Fechten beansprucht wirklich jeden Muskel in eurem Körper, insbesondere die Bein- und Gesäßmuskeln durch die tiefen Ausfallschritte. Noch viel höher ist aber der Anspruch an euren Geist – ihr dürft nicht eine Sekunde unkonzentriert sein. Fechten zu lernen dauert unheimlich lange und man braucht viel Geduld und Disziplin dafür.
Jiu-Jutsu: Übersetzt bedeutet der Name soviel wie „die sanfte Technik, die nachgebende Kunst“. Und das ist Programm: Jiu-Jitsu ist eine Selbstverteidigung ohne Waffen und soll den Schülern Möglichkeiten eröffnen, Konflikte friedfertig zu lösen. Das Ziel der Kampfkunst ist es, einen bewaffneten oder unbewaffneten Angreifer möglichst wirkungsvoll unschädlich zu machen. Dafür bedient sich Jiu-Jitsu verschiedenster Techniken aus den Bereichen Schlagen, Treten, Würgen, Hebeln und Stoßen. Und hier kommt das große Aber: Es geht nicht darum, den Angreifer zu verletzten und dadurch kampfunfähig zu machen, sondern es soll so viel wie möglich der Kraft des Angreifers gegen ihn selbst gerichtet werden. Die geistige und moralische Seite spielt ebenfalls eine wichtige Rolle – vielleicht habt ihr schon mal von dem Verhaltenskodex Bushido gehört? Auch Traditionen wie die Verbeugung am Anfang zeigen, dass hinter Jiu-Jitsu eine ganze Philosophie steckt, nicht nur der sportliche Aspekt.
Judo: Ähnliches sieht es beim Judo, der weltweit am verbreitetsten Kampfsportart, aus. Judo basiert ebenfalls auf dem Prinzip „Siegen durch Nachgeben“. Es gibt vier Kampftechniken: Wurf-, Boden, Fall- und Schlagtechniken. Obwohl der ursprüngliche Gedanke war, Körper und Geist zu stärken, setzen moderne Formen des Judo primär auf die sportlichen Aspekte. Traditionellere Judo-Schulen vermitteln aber auch immer noch die Philosophie dahinter: Sich gegenseitig helfen und respektieren, um beiden Seiten zu bestmöglichen Fortschritten und höchstem Wohlergehen zu verhelfen. Die Übergänge zwischen Jiu-Jitsu und Judo sind vor allem für Außenstehende oft kaum erkennbar.
Ju-Jutsu: Nicht mit den beiden oberen Kampfsportarten zu verwechseln ist das in Deutschland entwickelte Ju-Jutsu. Dieser Kampfstil vereint Techniken aus den drei Kampfsportarten Judo, Karate und Aikido und kombiniert sie zu einem modernen Selbstverteidigungssystem, das noch einen großen Anteil an klassischen Kampfkunstelementen hat. Deutsche Sicherheitsbehörden wenden Ju-Jutsu zur Selbstverteidigung an. Schüler machen hier vergleichsweise schnelle Erfolge, weil sie weniger auf ästhetische Bewegungen achten müssen als vielmehr auf Effektivität.
Karate: Diese ebenfalls sehr verbreitete Kampfsportart ist „der Weg der leeren Hand“ und vereint chinesische Kung Fu Elemente mit japanischer Kampftradition zu einer völlig neuen Disziplin. Es gibt viele verschiedene Karatestile, mal zeremonieller wie das Kempo Karate, mal eher sportlich und kämpferisch ausgelegt wie das verbreitete Shotokan Karate. Gemeinsam haben sie alle, dass Schläge und Tritte im Fokus stehen, weniger Hebel- oder Wurftechniken. Karate bringt als Ganzkörpertraining ein hohes Fitness-Potential mit sich und schult neben euren Fähigkeiten zur Selbstverteidigung und zum Blocken von Angriffen besonders eure Konzentration, Körperspannung, Reaktionsfähigkeit und Koordination. Ein bisschen Geduld müsst ihr beim Lernen allerdings mitbringen.
Kendo: Dies ist ein moderner, aus Japan stammender Schwertkampf, die sich aus den ursprünglichen Schwertkampftechniken der Samurai entwickelt hat. Neben Technik und Taktik im Umgang mit dem Schwert bilden Schüler vor allem ihren Geist aus. Dabei steht die Charakterentwicklung, Entschlossenheit und moralische Stärke im Vordergrund. Kendo zu erlernen, braucht eine Weile, denn es gibt eine Unmenge an Verhaltensregeln, die durch den Einfluss des Buddhismus, Konfuzianismus und Shintoismus entstanden sind. Beispielsweise gehört dazu, die Trainingsstätte ohne Schuhe zu betreten, sich beim Ein- und Austreten zu Verbeugen oder jede Übungsstunde mit einer Sitzmeditation zu beginnen. Kendo unterscheidet sich hinsichtlich seiner Basiseinstellung grundlegend von den Prinzipien des Jiu-Jitsu oder Judo. Hier heißt es nämlich: Wer verteidigt, verpasst die Gelegenheit zum Angriff. Heißt: Beim Kendo schlagt ihr viel früher zu und greift schon in dem Moment an, in dem euer Gegenüber zum Angriff ansetzt. Natürlich sind die Schläge mit dem Schwert sehr wichtig, aber auch die Fußarbeit ist ein elementarer Bestandteil. Wie ihr euch sicherlich gedacht habt, braucht ihr für diese Schwertkampfsportart eine Schutzausrüstung, darunter einen Kopfschutz, Unterarm-, Rumpf und Handschutz. Denn Ziel von Kendo ist es, eine der vier Trefferzonen Kopf, Kehle, Rumpf oder Unterarm zu treffen.
Kickboxen: Dieser bekannte Kampfsport kombiniert das klassische Boxen mit Elementen aus asiatischen Stilen wie Taekwondo oder Karate. Ergebnis: Es wird sowohl mit den Händen geschlagen, als auch mit den Füßen gekickt. Bis in die 1970er Jahre hieß Kickboxen noch „All Style Karate“ oder auch „Contact-Karate“. Weil viele den Kampfsport mit harten Vollkontakt-Kämpfen bis zum K. O. verbinden, hat sich Kickboxen in den letzten Jahren leider einen schlechten Ruf gemacht. Dabei gibt es auch weitaus weniger brutale Varianten, die viel mehr eine Art Fitness-Tanz darstellen. Kickboxen war ursprünglich eine reine Wettkampfdisziplin, mittlerweile trainieren viele aber auch „nur“ unter Fitness-Aspekten am Sandsack. Das Training ist extrem anstrengend und schweißtreibend und alles andere als harmlos, wenn man wirklich in den Ring steigt – kein Wunder, dass ihr eine Schutzausrüstung braucht, die etliche Körperstellen abpolstert. So tragen Kickboxer zum Beispiel Bandagen, Boxhandschuhe, Zahnschutz, Tiefschutz, Schienbein- und Fußschutz. Ein typisches Kickbox-Training läuft wie folgt ab: Aufwärmen, Budogymnastik, Haltungsschulung, Übungen am Sandsack und Übungen mit dem Partner. Alleine ist ein Training nahezu unmöglich. Als noch sehr junge Kampfsportart vermittelt Kickboxen keine strenge Philosophie – wenn ihr also lediglich an der sportlichen Seite interessiert seid, ist das eure Disziplin!
Krav Maga: Ursprünglich ein nur in Israel gängiger Kampfsport, mittlerweile längst in Deutschland angekommen – Krav Maga. Der Stil wurde ursprünglich entwickelt, damit sich Betroffene gegen antisemitische Angriffe wehren können, wurde aufgrund seiner Effektivität dann aber schnell zum Kampfsport des israelischen Militärs. Hier bei uns wird nochmals eine abgewandelte Form gelehrt, die der persönlichen Selbstverteidigung dient und bei der der Fitness-Aspekt im Mittelpunkt steht. Häufig nehmen Frauen und Kinder an Krav Maga Stunden teil, um sich gegen sexuelle Übergriffe verteidigen zu können. Krav Maga vereint Kampftechniken aus aller Welt zu einer einzigartigen Nahkampftechnik, sodass Hebel, Tritte, Schläge mit Ellbogen, Handballen oder Knie vorkommen. Weil das Ziel dieser Kampfsportart nicht ist, möglichst ästhetische Bewegungen auszuführen oder im Wettkampf zu siegen, sondern sich selbst und andere möglichst unbeschadet aus einer Gefahrensituation herauszubringen, könnt ihr hier schnell Fortschritte machen. Das Besondere an Krav Maga: Ihr übt die Bewegungen und euer Verhalten nicht stumpf mit Partnerübungen ein, sondern simuliert realitätsnahe Angriffssituationen, um auch unter Stress agieren zu können.
Kung Fu: Übersetzt bedeutet Kung Fu ungefähr „etwas durch harte und geduldige Arbeit Erreichtes“. Im Herkunftsland China ist damit strenggenommen das Ausmaß einer hart erarbeiteten Kunstfertigkeit gemeint und die Zeit und Mühe, die man darein investiert hat. Genau wie bei uns im Westen ist mit dem Begriff umgangssprachlich aber eher eine Ansammlung von (chinesischen) Kampfkünsten gemeint. Der Ursprung von Kung Fu liegt etwa 1.500 Jahre zurück und wurde von den Shaolin-Mönchen entwickelt. Bei uns kam der Trend insbesondere in den 1960ern durch Bruce Lee und die gleichnamige Fernsehserie Kung Fu. Je nachdem, wie sehr sich eure Kampfsportschule an den Traditionen orientiert, spielen die fünf Elemente im Kung Fu eine große Rolle: Ein Stock symbolisiert Holz, ein Speer Feuer, die Faust Erde, ein Säbel Metall und ein Schwert das Wasser. Der Name ist Programm: Das Erlernen von Kung Fu ist eine harte Arbeit, die ihr nur mit viel Disziplin, Geduld und Durchhaltevermögen möglich ist. Irrtümlicherweise denken mittlerweile viele bei Kung Fu an eine Art Tanz – dabei ist Kung Fu viel mehr, echte Meister können sogar sehr harte Gegenstände wie Eisenstangen zerstören. Dank des Qis lernt ihr bei Kung Fu, keine Schmerzen mehr an bestimmten Körperstellen zu verspüren. Das Training ist ziemlich fordernd und besteht neben dem Techniktraining aus Laufen, Liegestütz, Sit-Ups, allgemeinem Konditionstraining und Co.
Luta Livre: Die brasilianische Kampfsportart bedeutet übersetzt „freier Kampf“. Sie zählt zu den Grappling-Disziplinen – bedeutet: Hebel (mit starkem Fokus auf Beinhebel), Würfe, Würge- und Haltegriffe stehen an der Tagesordnung. Als Luta Livre in den 1920ern entwickelt wurde, gab es starke Parallelen zum Brazilian Jiu Jitsu. Der Unterschied war die Zielgruppe: Brazilian Jiu Jitsu wurde von der Oberschicht betrieben, Luta Livre von der Unterschicht. Außerdem wird hier nicht der traditionelle Kampfanzug Keikogi getragen und die Hebel werden viel mehr mit den Beinen als mit den Armen ausgeführt. In Deutschland ist die Kampfsportart relativ neu, sie schwappte etwa 1995 hierüber und ist insbesondere in den letzten Jahren dank des MMA-Booms hierzulande bekannt geworden.
MMA: Eine eher heftige Kampfsportart sind die Mixed Martial Arts oder kurz MMA. Der Vollkontakt-Kampfsport bedeutet übersetzt gemischte Kampfkünste und das beschreibt das Prinzip schon ganz gut: Hier vereinen sich Schlag- und Tritttechniken aus Boxen, Kickboxen, Taekwondo, Muay Thai und Karate mit Bodenkampf- und Ringtechniken aus Brazilian Jiu Jitsu, Ringen, Judo und Sambo. Was MMA von anderen Kampfsportarten abhebt und ihm auch sein brutales Image eingebracht hat: Auch im Bodenkampf darf noch geschlagen und getreten werden – es gibt wenig reglementierte Beschränkungen. Nicht verwunderlich, dass das Ziel beim MMA ist, den Gegner im Zweikampf zu besiegen, bis er entweder aufgibt (durch Klopfen auf den Boden), K. O. geht/bewusstlos wird oder der Schiedsrichter abbricht. Davon solltet ihr euch aber nicht abschrecken lassen: Die Kämpfer haben gelernt, sich auch am Boden zu verteidigen und sind auf dem Rücken keineswegs wehrlos. Sie können noch immer gefährliche Angriffe wie Hebel oder Würgetechniken einsetzen. Bei Wettkämpfen werden die Antretenden hinsichtlich ihres Gewichts in Klassen geteilt. MMA ist eine rein sportliche Kampfsportart, es fehlen Elemente, die nicht direkt in einem Kampf anwendbar sind. Dazu zählen philosophische Komponenten aber auch Selbstverteidigungstechniken wie Entwaffnungsmethoden oder Fingerstiche. Wer sich für MMA entscheidet, sollte definitiv nicht zimperlich sein und den ein oder anderen Schmerz aushalten können. Dafür werdet ihr aber auch mit einer Topfitness und einer Bombenfigur belohnt, denn MMA ist echt schweißtreibend und effektiv!
Muay Thai/Thaiboxen: Muay Thai, im Deutschen auch als Thaiboxen bekannt, ist eine Kampfkunst aus Thailand, wo sie auch Nationalsport ist. Die Kampfkunst entstand aus den traditionellen Kampfkünsten Thailands mit Schwert oder Speer. Wenn diese Waffen unbrauchbar wurden, musste der Krieger lernen, seinen eigenen Körper als Waffe einzusetzen: Ellenbogen, Knietechniken, Clinchen (Umklammern des Gegners) oder der typische Kick mit dem blanken Schienbein auf den Oberschenkel oder in die Rippen des Gegners. Je nach Stufe der Kämpfer sind gar (Knie-)Tritte bis zum Kopf erlaubt sein. Muay Thai ist sehr komplex – neben den erwähnten Techniken beinhaltet die Kampfsportart auch den Umgang mit verschiedensten Waffen wie Stock, Degen, Schwert oder Schild. Muay Thai gilt als eine der brutalsten Kampfsportarten überhaupt – kein Wunder, die Verletzungsgefahr ist durch die vielen heftigen Ellbogen- und Knietechniken enorm. Je nach Stilart sind auch Würfe erlaubt – jedoch nur selten, da sie sehr gefährlich sind. Auch wenn Muay Thai bzw. Thaiboxen sehr auf den Wettkampf ausgelegt ist, könnt ihr die Kampfsportart auch als Fitnessprogramm, zur Selbstverteidigung oder als Kampfkunst ausüben.
Qi Gong: Diese Kampfsportart stammt aus China und wird zu Meditations-, Konzentrations- und Bewegungszwecken ausgeführt und soll den Körper und Geist in Einklang bringen. Neben Atemübungen, kontrollierten Bewegungen, Meditationen und Konzentrationsübungen gehören auch Kampfkunst-Übungen zum Training. Ziel des Ganzes ist es, den Qi-Fluss in Einklang zu bringen. Qi ist die Grundlage der inneren Kampfkünste und der traditionellen chinesischen Medizin. Es bezeichnet sowohl den Energie- und Atemfluss des Menschen, als auch die Emotionen und Arbeit des Hormonsystems. Qi Gong ist stark von religiösen und philosophischen Einflüssen geprägt und wird seit den 50er Jahren weltweit zur Gesundheitsvorsorge und Förderung des Energiehaushalts angewandt. Je nach Stilarten fließen mehr oder weniger tänzerische Kampfkunstelemente in den Kampfsport ein. Da Qi Gong eher eine ruhige, bewusste Kampfsportart ist, ist der Fitnessaspekt hier eher gering und ihr könnt auch mit Vorerkrankungen oder kaum vorhandener Kondition und Kraft sofort einsteigen.
Ringen: Bei dieser Kampfsportart ist der Krafteinsatz enorm hoch und der ganze Körper wird sowohl im Boden- als auch Standkampf eingesetzt und beansprucht. Ringen unterteilt sich in zwei Stilarten, die beide ohne Hilfsmittel auskommen: Freistil und Griechisch-Römisch (kurz Greco). Beim Freistil ist der gesamte Körper als Angriffsfläche erlaubt, beim Greco nur oberhalb der Gürtellinie. Ziel beim Ringkampf ist es, den Gegner aus dem Stand in Bodenlage zu bringen und dort mit beiden Schultern auf der Matte zu halten. Dabei sind Würfe-, Schleuder und Hebeltechniken erlaubt, Schläge, Tritte, Würgen und Stoßen dagegen verboten. Standardmäßig wird Ringen zwar als Zweikampf ausgeführt, es gibt aber auch Mannschaftskämpfe, bei dem pro Team zwei Ringer an den Start gehen.
Sambo: Dieser Kampfsport stammt aus Russland/der ehemaligen Sowjetunion und entstand aus dem japanischen Judo und Jiu-Jitsu sowie dem europäischen Ringen. Als Sambo 1923 entwickelt wurde, sollte es die Nahkampfausbildungdes sowjetischen Militärs verbessern. Ab 1938 wurde es in der UdSSR als Wettkampfsport anerkannt und fand auch im Freizeitbereich immer mehr Anklang. Der Name Sambo leitet sich aus dem russischen Samozaschtschita bez oruzhija zusammen und bedeutet übersetzt Selbstverteidigung/Selbstschutz ohne Waffen. Man unterscheidet zwischen Sport-Sambo und Combat-Sambo. Beim Sport-Sambo gelten fast dieselben Regeln wie beim Judo, erlaubt sind Würfe, Fixierung des Gegners am Boden, Hebeltechniken, allerdings sind Würgegriffe verboten. Beim Combat-Sambo geht es eher in Richtung MMA. So sind die Regeln weit weniger und neben Würfen, Fixieren und Hebeltechniken sind auch Schläge, Tritte und Würgegriffe erlaubt. Zum Schutz tragen Combat-Sambo-Kämpfer einen Kopf-, Zahn-, Tief- und Schienbeinschutz sowie leichte Handschuhe.
Zur Ausrüstung zählen zudem eine spezielle Sambo-Jacke, die Kurtka, ein Gürtel mit farblich passender kurzer Hose und spezifische Ringerschuhe. Im Training werden neben den jeweiligen Techniken und natürlich Sparring auch Kraftübungen wie Liegestütz trainiert. Die Kampfsportart führt hauptsächlich zu Kraft und Ausdauer, aber auch zu Schnelligkeit.
Sumo: Hinter Sumo verbirgt sich eine japanische Form des Ringens, dessen Ziel es ist, den Gegner aus einem markierten Kreis zu drängen oder aber ihn dazu zu bringen, den Boden mit einem anderen Körperteil zu berühren als den Fußsohlen. Im Vergleich zu anderen Kampfsportarten sind Sumoregeln daher sehr einfach und für jeden schnell verständlich. Die Kämpfer, die man Sumotori nennt, versuchen durch Schieben, Schleudern, Schlagen, Werfen und natürlich Überlisten des Gegners zu siegen. Verboten sind Würgen, Finger umbiegen, Ziehen an den Haaren, Griffe in den Schritt, Treten, Faustschläge und Schläge auf beide Ohren gleichzeitig und das Eindrücken der Augen. In der Regel dauert ein einzelner Kampf nur wenige Sekunden. Sumotori erkennt ihr direkt an ihrem extrem massigen, übergewichtigen Körperbau und ihrer Frisur, die derer von Samurai ähnelt. Neben dem Kampf an sich beinhaltet Sumo auch haufenweise Zeremonien und Traditionen, zum Beispiel die traditionelle Kleidung oder das Werfen von Salz in den Ring, um eine Reinigung zu symbolisieren.
Taekwondo: Diese waffenlose Kampfsportart ist quasi das koreanische Pendant zu Karate, bei der Kämpfer hauptsächlich ihre Beine nutzen, weniger die Arme. Strenggenommen ist Taekwondo eine Kampfkunst, es werden keine Wettkämpfe ausgetragen, allerdings wird es häufig als Kampfsport ausgeübt. Der Name besteht aus drei aneinandergereihten Silben, die übersetzt „Fußtechnik, Handtechnik, Weg“ bedeuten – der Weg des Fuß- und Faustkampfes also. Auf den ersten Blick ähnelt Taekwondo sehr chinesischen und japanischen Kampfsportdisziplinen wie Karate, allerdings sind Fußtechniken deutlich stärker vertreten als in allen anderen Kampfsportarten. Taekwondo fördert Schnelligkeit, Dynamik, Ausdauer und Disziplin der Kämpfer und erfordert einiges an Geduld und Einsatz, bis man die teils komplizierten Fußtechniken beherrscht. Je nach Schule werden die Trainingsschwerpunkte unterschiedlich gesetzt, es gibt Leicht-, Semi- oder Vollkontakt-Kämpfe gegen einen Gegner, reine Selbstverteidigungsübungen, freie Übungskämpfe ganz ohne Berührung des Gegners oder Üben der Bewegungen ohne Gegner. Auch Theorie- und Gymnastikelemente gehören dazu. Taekwondo-Schüler verpflichten sich einem Eid, der beispielsweise besagt, den Kampfsport nicht zu missbrauchen oder sich für Freiheit, Gerechtigkeit und eine friedlichere Welt einzusetzen. Ihr seht schon – die moralischen und geistigen Einflüsse im Taekwondo sind groß.
Tai Chi Chuan: Oft nur als Tai Chi bezeichnet ist Tai Chi Chuan die mit Abstand bekannteste innere Kampfkunst, die weltweit mehrere Millionen Anhänger hat. Eigentlich ist Tai Chi Chuan ein sehr wirksamer Kampfsport, für den es auch Waffenformen gibt. Da die meisten Anhänger Tai Chi Chuan aber aufgrund seiner gesundheitlichen Auswirkungen ausüben, wird es von den meisten Kampfsportlern nur belächelt. Tai Chi beziehen sich – übersetzt – auf das Ying-Yang-Prinzip, Chuan bedeutet Faust. Übertragen bedeutet das: Kämpfen nach dem höchsten Prinzip. Umgangssprachlich wird die Kampfkunst auch Schattenboxen genannt – eine Bezeichnung der Engländer, die die beschrieben, was sie sahen.
Was ich mit der Effektivität vorhin meinte, bezieht sich auf die alten Tai Chi Chuan Meister, die wirklich jeden Tag 10 Stunden übten und ihre Bewegungen perfektionierten, sodass sie nach ihrer Ausbildung häufig als Leibwächter arbeiteten. Allerdings ist es heute alles andere als leicht, Tai Chi Chuan als Kampfkunst zu lernen, denn die meisten Lehrer unterrichten diesen Aspekt kaum noch. Theoretisch sind beim Tai Chi Chuan so viele Waffen erlaubt, wie bei kaum einer anderen Kampfsportart: Schwert, Stock, Fächer, Speer, Säbel, alte chinesische Waffen und einige mehr. Praktisch wird davon aber nur noch der Stock verwendet. Der Legende nach entstand Tai Chi Chuan übrigens aus dem Kampf eines Kranichs mit einer Schlange: Ersterer pickte nach der Schlange, die aber immer wieder mit runden Bewegungen ausweichen konnte, ohne selbst anzugreifen, bis der Kranich schließlich erschöpft aufgeben musste. Die oft zeitlupenartig ausgeführten Tai Chi Bewegungen sind perfekt für alle, die – natürlich neben Entspannung – aufgrund von Gelenkproblemen oder anderer Verletzungen keine andere Kampfsportart mehr ausführen können.
Wing Chun: Diese chinesische Kampfkunst zählt zu den Kung Fu-Stilen. In Deutschland gibt es viele verschiedene gängige Schreibweisen, zum Beispiel Wing Tsun, Wing Tsung, Ving Tsung, Wing Tzun, Ving Chun oder Wing Zun. Die Kampfkunst war in ihrer Ursprungsform waffenlos, wurde jedoch Anfang des 19. Jahrhunderts um zwei Waffenformen erweitert, den Langstock und das Doppelmesser. Das Prinzip hinter Wing Chun ist Selbstverteidigung auf Basis der körpereigenen Reflexe – bedeutet: Ihr übt und ökonomisiert bestimmte Bewegungen so oft und so lange, bis ihr sie selbst im Schlaf ausführen könnt. Dabei sollen sie so einfach und flexibel wie möglich sein, damit jeder auch ohne körperliche Voraussetzungen die Möglichkeit hat, sie zu erlernen. Alle Bewegungen sollen mit minimalem Einsatz maximalen Effekt garantieren. Schüler haben sehr schnell Erfolg in dieser Kampfkunst. Weil wie gesagt keine großen Voraussetzungen nötig sind, wird Wing Chun häufig und gern von Frauen oder Kindern erlernt.
Wrestling: Wrestling ist der englische Begriff für Ringen und wird im Deutschen oft auch als Catchen bezeichnet. Der Name ist jedoch irreführend: Wrestling ist im Gegensatz zur Kampfsportart Ringen eine Schaukampfart. Bedeutet: Der Sieger steht bereits vor dem eigentlichen Kampf fest, der ganze Kampf bekommt einen – teilweise improvisierten – Showcharakter. Obwohl der Ablauf im Vorhinein feststeht, verletzten sich viele Wrestler dennoch. Da diese Schaukampfart eine Mischung aus Show und Sport ist, steht nicht der Wettkampf und die sportliche Seite im Vordergrund, sondern das Entertainment der Zuschauer. Wrestling findet genau wie Boxen in einem Ring statt, der aber ein wenig anders aufgebaut ist (drei statt vier Seile, vier Ringecken, zwei Treppen, die zum erhöhten Ring führen). Ein Match gilt als gewonnen, wenn einer der Wrestler aufgibt (mündlich oder durch das Klopfen auf die Matte), K. O. geht, sich länger als 10 Sekunden außerhalb des Rings befindet oder für mindestens drei Sekunden mit den Schultern vom anderen auf die Matte gedrückt wird. Auch wenn Wrestling aufgrund des Showcharakters klingt, als könne es jeder – täuscht euch nicht, auch hierfür braucht ihr jahrelanges Training.
Welche Kampfsportart passt zu mir? – So findet ihr’s heraus!
Alles schön und gut – aber wie findet ihr jetzt heraus, welche dieser Kampfsportarten zu euch passt?! Am besten natürlich, wenn ihr eine Probestunde in einer Kampfsportschule eurer Wahl macht. Aber auch dafür müsst ihr zumindest grob wissen, ob für euch eher klassisches Boxen oder doch lieber Fechten infrage kommt. Um euch die Entscheidung wenigstens ein bisschen zu erleichtern, habt ihr hier eine kleine Checkliste:
Was ist euer Ziel? Möchtet ihr euch im Falle eines Falles selbst verteidigen können? Möchtet ihr euren Körper und Geist in Einklang bringen? Mehr Selbstbewusstsein gewinnen? Aggressionen abbauen? Fitter werden und Spaß haben?
Möchtet ihr eine Kampfsportart mit Körperkontakt oder lieber mit Distanz?
Wie hoch darf die Verletzungsgefahr für euch sein? Blauer Fleck ist okay, aber mehr auch nicht? Oder ist das schon zu viel? Schaut euch nochmal die Infos oben zu Voll-, Semi- und Leichtkontakt-Kampf an und entscheidet, was davon für euch passt.
Möchtet ihr mit oder ohne Waffen kämpfen? Falls mit: Welche Waffen schweben euch da vor?
Habt ihr Wettkampfambitionen?
Möchtet ihr schnell Fortschritte sehen oder seid ihr bereit, Taktik und Bewegungen länger einzustudieren?
Möchtet ihr eine geistige Komponente hineinbringen oder geht es euch rein um die körperlichen/sportlichen Aspekte?
Wie möchtet ihr kämpfen – lieber mit Schlägen und Tritten oder Hebel- und Grifftechniken? Auf dem Boden oder/und im Stand?
Seid ihr bereit, einige Euro in Schutzausrüstung und Co. zu investieren oder soll eure Kampfsportart möglichst günstig sein?
Egal, für welche Kampfsportart ihr euch entscheidet, es gilt immer: Eine gute Schule und ein guter Lehrer sind Pflicht! Achtet deshalb unbedingt in eurer Probestunde darauf, ob euer Trainer eine entsprechende Ausbildung/Erfahrung vorweisen kann und euch auch zu eurem gewünschten Ziel bringen kann. Was bringt euch jemand, der nie Wettkämpfe bestritten oder betreut hat, wenn ihr gern der nächste Henry Maske werden wollt?!
Auf äußere Faktoren wie Größe, Gewicht und Geschlecht müsst ihr nicht primär achten – klar, wenn ihr Vorverletzungen oder Krankheiten habt, müsst ihr das natürlich berücksichtigen. Aber ansonsten kann jeder Kampfsport lernen – egal, ob groß, klein, dick, dünn, alt, jung, Sportjunkie oder Couchpotatoe!
Kampfsportarten für Frauen
Versteht mich bitte nicht falsch: Selbstverständlich sind die jeweiligen Kampfsportarten für Mädels genauso geeignet wie für Jungs! In vielen Kampfsportschulen wird in den einzelnen Klassen auch nicht unterschieden, teilweise gibt es aber gezielt Kickbocken nur für Frauen, Ladies Boxen, etc.
Oft haben Frauen auch einfach andere Zielsetzungen und Anforderungen an ihre Kampfsportart. So wollen viele Kampfsport erlernen, um sich im Zweifelsfall gegen Übergriffe selbst verteidigen zu können oder zumindest ein sicheres Gefühl zu haben, wenn sie (abends) alleine unterwegs sind. Wenn ihr euch hier wiederfindet, sind Aikido, Krav Maga, Taekwondo oder Wendo das Richtige für euch.
Andererseits interessiert viele weniger der Wettbewerbs- bzw. Kampfaspekt an sich, sondern mehr die positiven Auswirkungen auf Fitness, Gesundheit und Figur. Denn Kampfsportarten verbrennen massig Kalorien und trainieren Kraft und Ausdauer zugleich. Wer keine Lust auf Waffen, Schläge, Tritte und Co. hat, wohl aber auf die Bewegungen, findet in neueren Trends wie Piloxing (Mischung aus Pilates und Boxen), Capoeira, Thai Bo, Fitnessboxen oder Sandsackboxen seine Disziplin.
Hier könnt ihr Kampfsport lernen und ausüben
Angefixt?! Dann schaut mal bei kampfsportschulen.net oder gelbeseiten.de/kampfsportschule vorbei – hier könnt ihr gezielt nach Anbietern und Kampfsportschulen in eurer Umgebung suchen und dort ein Probetraining absolvieren.
Betreibt ihr schon eine Kampfsportart bzw. mehrere Kampfsportarten? Wenn ja, welche und wie läuft euer Training da ab? Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen!